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Der Asopofant: Warnung vom Wasserplaneten

20.04.2016
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Auf einmal war ein komisches Geräusch zu hören. Es kam eindeutig aus der Richtung des Teiches. Ich ging dorthin und beugte mich tief über die Wasseroberfläche, als plötzlich etwas daraus hervorschoss und neben mir auf der Wiese landete. 
Von oben bis unten nass gespritzt und erschrocken stand ich vor einem dunkelroten Etwas, das mich aus schwarzen Riesenaugen ansah. Wenn der Kopf nicht ganz deutlich vom Körper abgesetzt gewesen wäre, hätte ich einen Fisch vermutet. Als es das Maul öffnete, kam eine riesige, grüne Zunge zum Vorschein. Dies war der Moment, als ich mich umdrehte, um nach Tante Hilde zu schreien. „Entschuldigung ...“
Ich traute meinen Ohren nicht, denn das Wort kam eindeutig aus Richtung Teich. Ich wandte mich langsam um. Es hatte sich, Gott sei Dank, nicht von der Stelle bewegt.
„Entschuldigung, ich weiß nicht, ob du mich verstehen kannst. Aber wenn du es tust, könntest du mir das dann bitte sagen?“ Der komische Fisch hatte sein Maul zu der Stimme, die ich hörte, bewegt. Ich war unfähig, irgendetwas herauszubringen. Also nickte ich mit dem Kopf.
„Das ist wunderbar“, rief das Wesen strahlend und seine Mundwinkel hoben sich dabei so weit an, dass man mehrere Zahnreihen blitzen sehen konnte.
„Wie lange würde es dauern, die Erde einmal ganz nach jemandem abzusuchen. Ich meine, wie groß ist euer Planet?“
Ich sah das Wesen ungläubig an.
„Mia, wollen wir etwas essen gehen?“, drang die Stimme meiner Tante aus dem Haus. Sekunden später stand sie neben mir im Garten und blickte auf den Eindringling. Ihre Haare waren nun giftgrün.
„Also ich würde sagen, das da ist eine Mischung aus Fisch, Frosch und Schnecke. Allerdings eine Nummer zu groß geraten. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, das Ding da ist ein Außerirdischer.“ Hilde lachte, beugte sich hinunter und musterte das Wesen von allen Seiten.
„Es kann sprechen“, flüsterte ich, schon auf die Ohrfeige für mein Lügenmärchen gefasst. Bei meiner Mutter hätte ich mir zumindest einen bösen Blick eingefangen.
Die Tante sah mich abschätzend an und sagte dann: „Das ist ja ganz vorzüglich. Dann kann unser Gast ja gleich mal selbst erzählen, woher er kommt.“
„Ich bin auf der Suche nach jemandem, den ich warnen muss.“
„Und da haben Sie sich gedacht, suchen wir doch mal eben in fremden Gärten?“, antwortete Tante Hilde schnippisch. Ich sah sie verdutzt an. Hilde verzog keine Miene, obwohl das Wesen nun auch noch begonnen hatte, zu sprechen. 
„Die einzige Information, die ich habe ist, dass sich der Gesuchte auf der Erde aufhält.“
„Eine wirklich sehr präzise Angabe“, lachte Tante Hilde. „Ich wünsche dann viel Vergnügen bei der Suche. Ich befürchte, dass wir in diesem Fall nicht weiterhelfen können.“
„Falls Sie ihm doch noch begegnen sollten: Er ist ein ganzes Stück größer als ich und dunkelgrau. Seine Nase ist so lang wie sein Körper und er hat ziemlich große Ohren. Dann sagen sie ihm, dass Anselom auf der Suche nach ihm ist. Nach irdischer Zeitrechnung bedeutet der zwölfte August das Ende. Ich empfehle mich.“
„Auf Wiedersehen“, sagte Tante Hilde und hob die Hand zum Gruß. Nervös trat ich von einem Bein auf das andere. Anselom war auf der Suche nach dem Asopofanten. Und uns blieb nur noch Zeit bis zum Sommer. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen und dann wurde mir ganz furchtbar schlecht ...

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